Zum WarenkorbKasse

ENTTARNTE AGENTEN BERICHTEN ERSTMALIG ÜBER IHRE AKTIVITÄTEN IM KALTEN KRIEG

  • Autorin Dr. Nicole Glocke Autorin Dr. Nicole Glocke
2018-11-09T16:24:58+01:00
vom 01.03.2010|

Im Auftrag von US-Militäraufklärung und DDR-Geheimdienst

Über 20 Jahre nach dem Mauerfall berichten jetzt zwei gegnerische Agenten über ihre Aktivitäten im Kalten Krieg. Der Westagent Dr. Hannes Sieberer und der Ostagent Peter Wolter haben der Autorin Dr. Nicole Glocke ihre persönliche Geschichte erzählt. Ihr Buch „Im Auftrag von US-Militäraufklärung und DDR-Geheimdienst“, Neuerscheinung im Verlag Dr. Köster, rückt erstmals zwei auch nach ihrer Enttarnung fast unbekannt gebliebene Kundschafter in die Öffentlichkeit. Es nähert sich den Agenten als Menschen mit zwei Gesichtern, die sich innerhalb der geheimen Fronten in West und Ost als Gegner gegenüberstanden. Der Autorin Nicole Glocke gelingt es nicht nur, tief gehende Einblicke in Strukturen und Arbeitsweisen der Geheimdienste zu vermitteln, sondern auch die menschlich-psychologischen Aspekte zu beleuchten. Dem ehemaligen FAZ-Korrespondenten Dr. Peter Jochen Winters gelang es zudem, Sieberer und Wolter zusammen zu interviewen. Aus erster Hand schildern die Geheimdienstler, wie heiß der Kalte Krieg zu dieser Zeit wirklich war.

Ostagent war Chef vom Dienst bei westdeutscher Nachrichtenagentur Reuters

Peter Wolter entschied sich, für die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und dessen legendären Chef Markus Wolf zu arbeiten. „Er war eine Persönlichkeit, wie ich es erwartet hatte. Ein hochintelligenter Mann, der strategisch und zugleich kritisch denken konnte“, beschreibt ihn Wolter heute. Bereits als Student war er von der kommunistischen Ideologie durchdrungen und suchte von sich aus den Kontakt zur Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Beruflich zeichnete sich nach einer Offiziersausbildung bei der Bundesmarine eine erfolgreiche journalistische Karriere ab, die ihn nach Tätigkeiten bei ddp und dpa zum Chef vom Dienst bei der Nachrichtenagentur Reuters aufsteigen ließ. Parallel lieferte er nach umfangreichen geheimdienstlichen Schulungen brisante Informationen aus dem westdeutschen Verfassungsschutz und dem Umkreis des Verteidigungsministeriums an die HVA.

Nach der Wende wurde er enttarnt und festgenommen. Gegenüber seinem Vernehmer erklärte Wolter, wie die geheimen Informationen nach Ostberlin weitergeleitet worden sind: „Unter anderem durch den rollenden toten Briefkasten ‚Katja’. Ich bin hin und wieder in den Express Paris-Moskau eingestiegen und habe das Geheimmaterial unter dem Waschtisch in der Toilette des Wagens 257 hinterlegt. Die Genossen haben es auf dem Betriebsbahnhof Rummelsburg in Ostberlin an sich genommen.“

Westagent rekrutierte Agenten in der DDR

Der Österreicher Hannes Sieberer rekrutierte nach seiner Verpflichtung für den amerikanischen Geheimdienst Ende der siebziger Jahre in der DDR für die militärische Aufklärung der USA, dem Military Intelligence Service (MIS), einen Agenten. Ein Himmelfahrtskommando, wie sich im Nachhinein herausstellte. Er wurde enttarnt, kam in das berüchtigte Stasi-Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen und wurde vom Ostberliner Militärgericht zu 15 Jahren Haft verurteilt, von denen er knapp drei Jahre in Bautzen II absaß. Ein Gnadengesuch an Erich Honecker scheiterte. Rechtsanwalt Wolfgang Vogel gelang es jedoch, seinen Namen auf die Austauschliste zu setzen, und im Juni 1985 wurde Sieberer beim größten Agentenaustausch während der Deutschen Teilung über die Glienicker Brücke in die Freiheit entlassen. Danach kämpfte er um Entschädigung und Anerkennung seiner Leistungen durch den amerikanischen Geheimdienst.

Heute resümiert Hannes Sieberer seine geheimdienstliche Arbeit durchaus kritisch. Er bereut es jedoch nicht, für den US-Geheimdienst tätig gewesen zu sein. „Dadurch habe ich einen Beitrag für den Frieden geleistet. Wenn ich allerdings gewusst hätte, dass ich ins Feuer geschickt werde, hätte ich mich niemals für den amerikanischen Dienst verpflichtet“, berichtet Sieberer.

Agenten trafen im Interview aufeinander

Dr. Peter Jochen Winters, von 1977 bis 1990 als ständiger Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in der DDR akkreditiert, und Nicole Glocke ist es gelungen, die ehemals feindlichen Agenten zu einem gemeinsamen Interview zu bewegen. Winters bringt seinen eigenen Erfahrungsschatz dieser Zeit in das über einstündige, intensive Interview mit beiden ein. Mit analytischer Distanz hakt er immer wieder nach und deckt Widersprüche sowie neue Details auf. Der Originalton des Gesprächs, das dem Buch als Audio-CD beiliegt, ist ein spannendes, authentisches und einmaliges Zeitzeugnis.

Tiefe Einblicke in Strukturen und Arbeitsweisen der Geheimdienste

Das Buch „Im Auftrag von US-Militäraufklärung und DDR-Geheimdienst“, erschienen im Verlag Dr. Köster (www.verlag-koester.de), rückt erstmals zwei auch nach ihrer Enttarnung fast unbekannt gebliebene Kundschafter in die Öffentlichkeit. Es nähert sich den Agenten als Menschen mit zwei Gesichtern, die sich innerhalb der geheimen Fronten in West und Ost als Gegner gegenübergestanden hatten. Der Autorin Nicole Glocke gelingt es nicht nur, tief gehende Einblicke in Strukturen und Arbeitsweisen der Geheimdienste zu vermitteln, sondern auch die menschlich-psychologischen Aspekte zu beleuchten: Die Ex-Spione beschreiben ihre Gefühle und die psychischen Folgen des langjährigen Doppellebens sowie die Konsequenzen für ihr Privatleben. Hinzu kommen die Beschäftigung mit den Prägungen durch Kindheit, Familie und Lebenssituationen, ihrer Motivation für ihre Verpflichtung bei einem Nachrichtendienst, und schließlich die Auswirkungen von Verrat, Vertrauensbruch und Illoyalität. „Für mich ist dies vor allem ein weiterer Beleg dafür, welche zerstörerische Kraft der Spionage innewohnt und welch bittere Folgen sie für das persönliche Leben haben kann“, schildert Glocke, die sich schon seit längerer Zeit mit den Lebensgeschichten ehemaliger und aktiver Geheimdienstler beschäftigt.

Buch: „Im Auftrag von US-Militäraufklärung und DDR-Geheimdienst“, Autorin: Dr. Nicole Glocke, Jahr: 2010, Seiten: 274, inkl. Audio-CD mit Interview, ISBN 978-3-89574-725-0

Über den Verlag Dr. Köster

Der Verlag Dr. Köster wurde 1994 von Dr. Hans-Joachim Köster in Berlin gegründet und veröffentlicht wissenschaftliche Schriften. Das Verlagsprogramm erstreckt sich über zahlreiche Fachgebiete und Bucharten wie Tagungsbände, Schriftenreihen und Dissertationen. Verlagsschwerpunkte sind unter anderem die renommierten Buchreihen zur Sicherheitspolitik, Zeitgeschichte und zu geheimen Nachrichtendiensten.

Kontakt

Dr. Hans-Joachim Köster

Rungestr. 22-24

10179 Berlin

Tel. 03076403224

Fax 03076403227

info@verlag-koester.de

www.verlag-koester.de
Schlagworte: Geheimdienst, Kalter Krieg, Agent, Spion, DDR, Mauer, Eiserner Vorhang, Stasi, Glienicker Brücke, Hohenschönhausen, Markus Wolf, Militäraufklärung