Zum WarenkorbKasse

VOR 25 JAHREN: GRÖSSTER AGENTENAUSTAUSCH AUF GLIENICKER BRÜCKE

  • Eberhard Fätkenheuer, Hannes Sieberer und Gerhard Tietz auf Glienicker Brücke Eberhard Fätkenheuer, Hannes Sieberer und Gerhard Tietz auf Glienicker Brücke
2018-11-09T16:08:40+01:00
vom 13.06.2010|

Ehemalige Spione treffen sich am historischen Ort

Auf den Tag genau nach 25 Jahren kamen am 11. Juni 2010 die ehemaligen Austauschagenten Hannes Sieberer (58), Eberhard Fätkenheuer (66) und Gerhard Tietz (74) an den Ort des Geschehens, der Glienicker Brücke, zurück. Alle drei waren damals zu langen Haftstrafen verurteilt worden – sie hatten für den amerikanischen Militärgeheimdienst spioniert – kamen aber im Rahmen des legendären zweiten Agentenaustauschs am 11. Juni 1985 vorzeitig wieder in Freiheit.

Auf Spurensuche am historischen Ort

Auf der Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam begaben sich die drei Ex-Spione zum Jahrestag auf Spurensuche. Doch die ehemalige Grenzlinie auf der Brückenmitte ist nicht mehr vorhanden. Lediglich einige Farbreste am Rand lassen den ehemaligen Verlauf noch erahnen. Mit nachdenklicher Miene verharren die drei Männer einen Moment an dem Ort, der sie wieder in die Freiheit entließ.

Lebhafte Diskussion und großes Medieninteresse in der Villa Schöningen

In der Villa Schöningen erzählen die ehemaligen Agenten über ihre Motivation, ihre Haftzeit und ihre Gefühle vor und während des Austauschs. Peter Jochen Winters, zur damaligen Zeit in der DDR akkreditierter Journalist des FAZ, moderiert die Veranstaltung. „Die dachten, sie hätten einen dicken Fisch an der Angel“, erzählt der 74-jährige Gerhard Tietz, der während seiner vierjährigen Haftzeit immer und immer wieder von der Staatssicherheit verhört worden ist. Die andauernden Verhöre haben ihn zermürbt und er leidet noch immer psychisch an den Folgen.

„Eigentlich bin ich zum Geheimdienst gekommen, wie die Jungfrau zum Kind“, beschreibt der Österreicher Hannes Sieberer seinen Einstieg in die Agententätigkeit. Er hat seine Lebens- und Leidensgeschichte der Berliner Autorin Nicole Glocke anvertraut. Sie hat diese in ihrem Buch „Im Auftrag von US-Militäraufklärung und DDR-Geheimdienst“, kürzlich erschienen im Verlag Dr. Köster, nachgezeichnet und sie der Geschichte eines Ostagenten gegenübergestellt. Glocke liest aus ihrem Buch die bewegenden Szenen des Austauschs. Darin festgehalten ist auch Sieberers erster Gedanke nach Wiedererlangung der Freiheit: „Jetzt kann mich die DDR endgültig am A…. lecken.“

Sichtlich bewegt und emotional aufgewühlt berichtet Eberhard Fätkenheuer darüber, auf der Brücke vor der Wahl gestanden zu haben, bei seiner Frau im Osten zu bleiben oder in die Freiheit im Westen zu gehen. Dass seine Frau ihm später folgen durfte, wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht. Auch Eberhard Fätkenheuer hat seine zeitgeschichtlichen Erinnerungen aufgeschrieben und wird sie demnächst als Buch veröffentlichen.

Es folgt eine lebhafte Diskussion zwischen den zahlreichen interessierten Besuchern, den ehemaligen Agenten und der Autorin Nicole Glocke. Die BILD schreibt in ihrer Berlin-Brandenburg Ausgabe vom 12. Juni 2010: „Die Geschichte lud ein und die Villa Schöningen war bis auf den letzten Platz gefüllt.“

Agenten als Zeitzeugen im Interview

Als „neu und psychologisch aufschlussreich“ beschreibt die Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 31.5.2010 ein Interview, das der ehemalige FAZ-Journalist Peter Jochen Winters mit dem Österreicher Hannes Sieberer und einem ehemaligen Agenten der Staatssicherheit der DDR geführt hat. Es liegt dem neuen Buch von Nicole Glocke als Audio-CD bei und ist ein interessantes Zeitzeugnis zweier gegnerischer Überzeugungstäter.

Buch: „Im Auftrag von US-Militäraufklärung und DDR-Geheimdienst“, Dr. Nicole Glocke, Jahr: 2010, Seiten: 274, inkl. Audio-CD mit Interview, ISBN 978-3-89574-725-0

Über den Verlag Dr. Köster

Der Verlag Dr. Köster wurde 1994 von Dr. Hans-Joachim Köster in Berlin gegründet und veröffentlicht wissenschaftliche Schriften. Verlagsschwerpunkte sind unter anderem die renommierten Buchreihen zur Sicherheitspolitik, Zeitgeschichte und zu geheimen Nachrichtendiensten.

Kontakt

Verlag Dr. Köster

Dr. Hans-Joachim Köster

Rungestr. 22-24

10179 Berlin

Tel. 030 76403224

Fax 030 76403227

www.verlag-koester.de
Schlagworte: Agentenaustausch, Kalter Krieg, Zeitzeugeninterview, Glienicker Brücke, Spione, Verlag Dr. Köster