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GESCHICHTE VON FLUCHT UND VERTREIBUNG AUS WESTPREUSSEN

  • Flucht und Vertreibung Flucht und Vertreibung
2018-11-09T16:24:55+01:00
vom 26.07.2011|

Neue historische Quellen und Zeitzeugenberichte veröffentlicht

Weit über 60 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschland und der Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens herrscht weitgehend Stillstand in der historischen Forschung zu Flucht und Vertreibung aus Westpreußen. „In Polen, Tschechien und Russland ist dagegen eine neue Generation junger Historiker herangewachsen, die sich ohne nationalistische Scheuklappen der Aufklärung der Vergangenheit verschrieben hat und in ihren diesbezüglichen Forschungsleistungen, auch zu Flucht und Vertreibung, ihren deutschen Kollegen durchaus voraus ist“, stellt der Berliner Historiker und Geheimdienstexperte Dr. Jürgen W. Schmidt fest. Er ist Herausgeber des im Verlag Dr. Köster erschienen Buches „Als die Heimat zur Fremde wurde … Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Westpreußen“.

Stagnation in der historischen Aufarbeitung trotz zahlreicher neuer Quellen

„In Deutschland spielen die Prozesse von Flucht und Vertreibung politisch und auch in der Geschichtswissenschaft kaum noch eine Rolle, ja sie sind uns fast peinlich“, erklärt Dr. Jürgen Schmidt. „Deutliches Bespiel ist das dröhnende Schweigen von Bundeskanzlerin Merkel anlässlich der Funde von sterblichen Überresten tausender Menschen im polnischen Malbork (Marienburg), welche aller Wahrscheinlichkeit von deutschen Zivilisten herrühren, die nach Ende der Kampfhandlungen 1945 auf noch ungeklärtem Wege zu Tode kamen.“ Diese Defizite in der historischen Analyse greift der Autor und Herausgeber in seinem neuen Buch „Als die Heimat zur Fremde wurde…“ auf. Quellen sind dabei zahlreiche Publikationen aus russischen Archiven, neueste russische wissenschaftliche Literatur sowie die Erinnerungen von Zeitzeugen. Außerdem ermöglicht das Buch durch die reichhaltige Verwendung russischer Soldatenmemoiren einen aufschlussreichen Blick auf Flucht und Vertreibung aus russischer bzw. sowjetischer Sicht.

Die Befreiung vom Hitler-Faschismus und deren unterschiedliche Wahrnehmung in West und Ost

Am 8. Mai 2011 jährte sich zum 66. Mal die bedingungslose Kapitulation des faschistischen Deutschland. Während in West- und Mitteldeutschland dieser Tag als Befreiung und Erlösung vom Schrecken des Krieges empfunden wurde, erlebte die Masse der Bewohner des historischen Ostdeutschland jenen 8. Mai völlig anders. Hatten sie damals Glück gehabt und war ihnen die Flucht gelungen, saßen sie fern der Heimat und weitestgehend ohne Habe in der Fremde. Oder aber sie befanden noch auf der Flucht und suchten aus dem nunmehr immer mehr polnisch werdenden Ostdeutschland dieser Zeit über Oder und Neiße in Richtung Westen zu entkommen. Das schlimmste Schicksal traf gleichwohl jene Ostdeutschen, die ab Januar 1945 ohne jeden Nachweis individueller Schuld in polnische, sowjetische Arbeitslager in Europa und Asien gepfercht wurden, wo sie einer erniedrigenden Behandlung unterlagen und Zwangsarbeit leisten mussten. „Diesbezügliche Forschungsleistungen sind in Osteuropa weiter vorangekommen als in der Bundesrepublik, wo man sich geradezu scheut anzuerkennen, dass auch Deutsche massenhaft unschuldige Opfer von nationalem Hass und Gewalt wurden“, stellt Schmidt fest.

Frühe Planspiele sowjetischer Expansionspolitik

„Nahezu in Vergessenheit geraten ist der Umstand, dass gerade die stalinistische Sowjetunion in den geopolitischen Spuren des Zarenreiches wandelte und eine Expansionspolitik in Richtung Zentraleuropa betrieb. Die Abtrennung Ostdeutschlands taucht demzufolge bereits seit 1920 immer wieder in den politischen Gedankenspielen ranghoher sowjetischer Politiker und Diplomaten auf. Das Buch bietet erstmalig konkrete Verweise auf Quellenpublikationen, welche diesen Umstand mit Fakten belegen“, beschreibt der Autor die historische Ausgangslage.

Infolge des von Hitler begonnenen und verlorenen Krieges gegen die Sowjetunion konnten diese nach vorangegangenen Planungen und Absprachen mit den Alliierten ab 1945 dann in die Tat umgesetzt werden. Gestützt auf eine große Anzahl in Deutschland unbekannte russische Quellen sowie auf Berichte von Militärs aller Ranggruppen der Roten Armee stellt das Buch den militärischen Ablauf der Kämpfe um Westpreußen von Januar bis Mai 1945 sowie die Ereignisse von Flucht und Vertreibung der dortigen Deutschen detailliert wissenschaftlich dar.

Wissenschaftliche Analyse vereint mit persönlichen Zeitzeugenberichten

Aus der Warte der großen Politik stellt der Greifswalder Privatdozent Dr. Lutz Oberdörfer dar, warum sich die „Großen Drei“ im Verlauf des Zweiten Weltkriegs aus unterschiedlichen Motiven auf die Abtrennung großer Teile des historischen Ostdeutschlands vom Deutschen Reich einigten. Oberdörfer geht auch darauf ein, warum die USA und insbesondere England jene Entscheidungen nach Kriegsende recht schnell als Fehler betrachteten, welcher angesichts des beginnenden Kalten Krieges 1946 jedoch nicht mehr korrigiert werden konnte.

Der Würzburger Historiker Prof. Dr. Matthias Stickler, Spezialist für die Geschichte der Vertriebenenorganisationen in Deutschland legt dar, wie es ab Mai 1945 erfolgreich gelang, die Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem früheren Ostdeutschland zu integrieren. Stickler erläutert ebenfalls, warum die Flüchtlinge und Vertriebenen ab Ende der 60er Jahre in den bundesdeutschen politischen Parteien zunehmend weniger Rückhalt fanden und sich zunehmend isolierten.

Zudem kommen in vier umfangreichen Kapiteln insgesamt 35 Zeitzeugen aus Westpreußen zu Wort, deren Schilderungen und Berichte teils unmittelbar während bzw. kurz nach den Ereignissen und teils direkt für das Buch dokumentiert wurden. Der Herausgeber legte bei der Auswahl der Berichte großen Wert auf authentische Darstellungen der Geschehnisse, die jedoch nicht polarisieren oder unzulässig emotionalisieren. Interessierten Lesern bietet das Buch eine kommentierte Auswahlbibliographie, die ihnen die Möglichkeit gibt, eigene Kenntnisse zu Flucht und Vertreibung anhand älterer und neuerer Erinnerungsliteratur, deutscher und ausländischer Quellenveröffentlichungen, in Nachschlagewerken sowie mit Hilfe der neuesten wissenschaftlichen Literatur aufzufrischen und zu vertiefen.

Buch: Jürgen W. Schmidt (Hrsg.): „Als die Heimat zur Fremde wurde … Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Westpreußen“, Verlag Dr. Köster Berlin, 466 Seiten, 28,00 €, ISBN 978-3-89574-760-1

5.695 Zeichen (ohne Leerzeichen). Abdruck honorarfrei – um ein Belegexemplar bzw. Link wird gebeten. Interviews mit dem Autor sind auf Anfrage über den Verlag möglich.

Über den Verlag Dr. Köster

Der Verlag Dr. Köster wurde 1994 von Dr. Hans-Joachim Köster in Berlin gegründet und veröffentlicht wissenschaftliche Schriften. Verlagsschwerpunkte sind unter anderem die renommierten Buchreihen zur Sicherheitspolitik, Zeitgeschichte und zu Geheimen Nachrichtendiensten. Neben militärhistorischen Themen stehen Fragen der internationalen Sicherheit im Mittelpunkt.

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