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ERNST GENNAT UND DER SPEKTAKULÄRE FALL DES POTSDAMER SERIENMÖRDERS ADOLF SEEFELD

  • Ernst Gennat verhört Adolf Seefeld (W. Wika)
2018-11-08T14:33:33+01:00
vom 13.07.2016|

Ein Expertenteam um die Kriminologen Prof. Dr. F.-R. Schurich und M. Stricker hat den spektakulären Fall nun neu aufgerollt

Mindestens 20 Kinder hatte der Mann getötet, der am 22. Februar 1936 vor dem Schwurgericht Schwerin stand und unberührt sein Urteil entgegennahm. Am 23. Mai 1936 wurde er mit dem Fallbeil hingerichtet. „Sie brauchen mich nicht festbinden“, hatte er noch gesagt und sich ohne Widerstand selbständig auf die Hinrichtungsbank gelegt, bevor ihm das scharfe Metall ins Genick fiel.

Der reisende Uhrmacher Adolf Seefeld aus Potsdam war ein Hausierer, wie es zur Zeit der Weimarer Republik und des nachfolgend aufflammenden Nationalsozialismus viele gab. Er besaß jedoch die Gabe, Jungen im Kindesalter für sich zu vereinnahmen. Sie schenkten ihm schnell ihr Vertrauen, nannten ihn liebevoll Onkel Tick-Tack, und schon bald ging in Schwerin die Angst um.

Ernst Gennat – Der legendäre Kriminalist vom Alexanderplatz

Dem Schweriner Oberstaatsanwalt Wilhelm Beusch fiel alsbald eine Häufung ungeklärter Vermisstenfälle und aufgefundener Kindesleichen ohne erkennbare Gewalteinwirkung auf, und er vermutete dahinter bereits eine Mordserie. Charakteristisch war, dass die Kinder wie schlafend abgelegt waren. Opfer gab es nicht nur in Schwerin und Umgebung, sondern auch in Hamburg, Lübeck, Rostock, Potsdam und Wittenberge.

Mit dem legendären Berliner Kriminalisten Ernst Gennat übernahm schließlich ein für Seefeld gefährlicher Gegner den Fall. Gennats kriminalistisches Gespür und psychologisches Geschick wurden selbst vom FBI gerühmt. Dem Regisseur Fritz Lang war er Vorbild für dessen Kriminalkommissar Lohmann in „M – eine Stadt sucht einen Mörder“. Mit seiner jovialen Art gelang es Gennat schließlich, ein besonderes Vertrauensverhältnis zu Seefeld aufzubauen und ihn, wenn auch mit einer List und psychologischem Druck, zu einem Geständnis zu bewegen. In seinem letzten Brief bedankte sich Seefeld gar beim Regierungsrat Gennat „für alle Freundlichkeit und Güte welche mir in Berlin s.Z. in Untersuchungshaft zu teil wurde“ und vermachte ihm seine Taschenuhr.

Abgeschlossener Fall mit offenen Fragen

Trotz einer Verurteilung Seefelds blieben noch viele Fragen in diesem außergewöhnlichen Kriminalfall offen. Nicht nur das zur Betäubung und Tötung der Kinder verwendete Gift gab bis heute Rätsel auf. Wie war es einem reisenden Uhrmacher überhaupt möglich, ohne entsprechende Ausbildung und professionelle Hilfsmittel, ein solches herzustellen? Wie steht es eigentlich um den Wahrheitsgehalt des listreich von Seefeld abgepressten Geständnisses? Können ungeklärte Verdachtsmomente heute noch verifiziert werden?

Neues Expertenteam formiert sich

Zur Aufklärung hat sich ein Expertenteam um Prof. Dr. Frank-Rainer Schurich und Dipl.-Krim. Michael Stricker zusammengefunden und den Fall mit den Möglichkeiten der modernen Kriminalistik neu aufgerollt. Aktuelle Expertisen durch den Psychologen Dr. Lutz Belitz und den Toxikologen Dr. Walter Katzung bringen weiteres Licht in das Dunkel des Falles, der nun in Buchform der Autoren F.-R. Schurich und M. Stricker nachzulesen ist. Als spannende Erzählung ist der Fall unter dem Titel „Die Bestie aus dem Wald“ erschienen. Gleichzeitig ist ein umfassendes Sachbuch mit allen kriminalistischen Hintergründen verfügbar „Der Serienmörder Adolf Seefeld und die moderne Kriminalistik“. In diesem liegt auch erstmalig das komplette, kriminalistisch bemerkenswerte Seefeld-Urteil des Schwurgerichtes Schwerin vom 22. Februar 1936, die „geheimen“ Protokolle zu seinem Geständnis und das fragmentarisch erhaltene Obduktionsprotokoll der Leiche Seefelds in gedruckter Form vor. Die Optionen zur Herstellung des Seefeld-Giftes mit primitiven Mitteln wurden simuliert und toxikologisch bewertet.

„Mein Vater wäre mehr als zufrieden gewesen“

Hartwig Beusch, ein Sohn des bereits verstorbenen damaligen Oberstaatsanwalts Wilhelm Beusch, schrieb dazu an die Autoren „Mit dem Buch haben Sie meinem Vater – dem Oberstaatsanwalt Wilhelm Beusch – ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt. […] Mit der gewählten Darstellung wäre er mehr als zufrieden gewesen – ich selber als Naturwissenschaftler finde sie ausgezeichnet und bin mir sicher, dass sie die Zeiten überdauern wird.“

Buch: Frank-Rainer Schurich, Michael Stricker: Die Bestie aus dem Wald -Historischer Kriminalfall, Verlag Dr. Köster, Berlin 2015, 136 Seiten, 9,95 €,

ISBN 978-3-89574- 887-5

Buch: Frank-Rainer Schurich, Michael Stricker: Der Serienmörder Adolf Seefeld und die moderne Kriminalistik, Verlag Dr. Köster, Berlin 2015, 396 Seiten, Hardcover, 24,95 €, ISBN 978-3-89574-875-2

4.519 Zeichen (ohne Leerzeichen). Abdruck honorarfrei – um ein Belegexemplar bzw. Link wird gebeten. Abbildungen von Cover und Seefeld-Illustration (von Wolfgang Wika) können im Kontext eines Beitrags frei genutzt werden. Interviews mit den Autoren sind auf Anfrage über den Verlag möglich.

Der Verlag Dr. Köster (www.verlag-koester.de) wurde 1994 in Berlin gegründet und befasst sich im Schwerpunkt mit Aspekten der internationalen und inneren Sicherheit und ihrer historischen Entwicklung.

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